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Technische Grundlagen der Fotografie

Fotografie ist Kunst und Wissenschaft. Zur Kunst zählen ansprechende Motivwahl und Bildgestaltung, das lässt sich nur schwer formell beschreiben. Anders die technischen Grundlagen und Zusammenhänge, die allein noch keine guten Fotos machen, ohne die man aber auch kaum gute Ergebnisse erzielen kann. Da es bereits vielfältige Literatur und Webseiten zu diesen Themen gibt, biete ich an dieser Stelle nur einen Überblick der wichtigsten Begriffe und Zusammenhänge an, der als Grundlage für weitere Recherchen genutzt werden kann.

Die Kehrseite des technischen Fortschritts liegt im Verlust des ursprünglichen Wissens um die Beschaffenheit der Werkzeuge, mit denen man umgeht.

Damit die Bilder auf dieser Website richtig angezeigt werden, sollte der Bildschirm grundlegend kalibriert sein. Dazu habe ich eine einfache Anleitung zur Bildschirmkalibrierung mit Testbildern und ein paar Hintergrundinformationen erstellt.

In einem separaten ausführlichen Artikel beschreibe ich, wie man 3000 Fotos organisiert.

Bildsensor

Eine größere Sensorfläche kann mehr Licht einfangen und somit bei kürzerer Verschlusszeit und geringerer Empfindlichkeit noch zu guter Bildqualität führen. Je höher die Auflösung des Sensors ist, desto kleiner ist die Fläche eines einzelnen Bildpunkts (Pixel), was den gleichen Effekt wie ein zu kleiner Sensorchip hat. Spiegelreflexkameras verwenden üblicherweise das APS-C-Format (24 × 16 mm) oder Vollformatsensoren (36 × 24 mm), Kompaktkameras nur Größen zwischen 4 × 3 und 9 × 7 mm und Smartphones noch viel kleinere Chips. Ein APS-C-Sensor hat damit eine 15-mal so große Fläche wie ein 1/2,5″-Sensor. Eine maßstabsgerechte Abbildung zum Vergleichen der Sensorgrößen gibt es hier. Folgende Abbildung zeigt exemplarisch drei gebräuchliche Größen:

 Kleinbild  (36 × 24 mm)
 APS-C  (24 × 16 mm)
 1/2,5″
 (5,8 × 4,3 mm)

Kleinerer Sensor / Höhere Auflösung → Kleinere Pixelfläche → Geringere Lichtempfindlichkeit → Mehr Bildrauschen

Es ist schon seltsam: Weil wir keine Pixel sehen wollen, können wir nicht genug davon bekommen.

Bildrauschen

Fängt der Bildsensor zu wenig Licht ein, weil er z. B. zu klein oder das Motiv zu dunkel ist, muss das Signal mehr verstärkt werden. Dabei wird das unvermeidliche Rauschen – zufällige Messfehler im Bildsensor – mit verstärkt und deutlicher sichtbar. Besonders Kompaktkameras und Smartphones leiden unter diesem Problem. Das Rauschen wird von der Kamera herausgerechnet, was zu deutlichen Artefakten und Verlust von Details führt.

Wie sehr das Licht elektronisch nachverstärkt wird, gibt die ISO-Empfindlichkeit an. Bei Kompaktkameras sollte sie nie über 100 liegen, bei APS-C-Sensoren ist das Rauschen bis 400, bei Vollformatsensoren bis 800 noch erträglich. Neuere Kameras versprechen durch optimierte Pixelstrukturen oder anders aufgebaute Sensor-Chips etwas geringeres Rauschen als früher. Besonders wenn man kleine Bildausschnitte verwenden will, muss man auf ein geringes Rauschen achten; beim Druck einer kompletten Aufnahme im Postkartenformat stört es hingegen kaum.

RAW-Aufnahmen speichern exakt die Messwerte vom Bildsensor, ohne jede weitere Verarbeitung. Nur hier ist das Bildrauschen sichtbar. Mit Bildbearbeitungsprogrammen kann das Rauschen dann am Computer verringert werden, und zwar nur um soviel, wie es notwendig ist. JPG-Bilder zeigen oft kein Rauschen mehr, sondern nur noch Artefakte der Rauschreduktion in der Kamera.

Die folgenden Beispielbilder zeigen einen 1:1-Ausschnitt einer Aufnahme mit meiner Canon EOS 400D bei ISO 1600, bearbeitet mit Adobe Lightroom (Prozessversion 2010).

Beispiel Bildrauschen
Ohne Rauschreduzierung, leichte Belichtungskorrektur

Beispiel Bildrauschen
Farbrauschreduzierung 25

Beispiel Bildrauschen
Luminanzrauschreduzierung 40, Details 70

Höhere ISO-Empfindlichkeit (bei gleichem Sensor) → Mehr Bildrauschen

Lichtstärke

Um auch in dunkler Umgebung helle Fotos aufzunehmen, muss das Objektiv möglichst viel Licht einfangen und durchlassen. Neben einer großen Öffnung (Durchmesser) ist auch eine große Anfangsblende (z. B. f/1,4) wichtig. Zoom-Objektive erreichen meist nicht so hohe Lichtstärken wie solche mit fester Brennweite. Aufgrund der begrenzten Blendenöffnung und variabler Brennweite erreichen viele Zoom-Objektive außerdem in der Tele-Einstellung eine um ca. eine Stufe kleinere Blende als in der Weitwinkel-Einstellung. Diese beiden Blendenzahlen sind oft in der Modellbezeichnung des Objektivs enthalten (z. B. 4 bis 5,6 in „17-85mm / 1:4-5.6“).

Schärfentiefe

Um das Motiv gut freizustellen und den unwichtigen Vorder- oder Hintergrund unscharf zu halten, also eine möglichst geringe Schärfentiefe zu erhalten, muss die Blende im Objektiv weit geöffnet sein. Die Blendenzahl ist dann klein. Außerdem ist mit längerer Brennweite eine geringere Schärfentiefe möglich, wohingegen mit sehr kompakten Kameras wie in Handys alles gleich (un)scharf erscheint. Auch ein geringerer Abstand zum Motiv führt zu kleinerer Schärfentiefe. Landschaftsaufnahmen verlangen üblicherweise eine sehr große Schärfentiefe, was mit kleinen Blenden und kurzen Brennweiten (z. B. Weitwinkel) erreicht werden kann. Es gibt im Web einige Schärfentiefe-Rechner. Folgende Zeichnung veranschaulicht die Auswirkung der Blende auf die Schärfentiefe:

Schärfentiefe
Abbildung vergrößert und animiert anzeigen

Aber Vorsicht! Je kleiner die Blende ist, desto stärker ist der Effekt der Diffraktion. Das Licht wird an den kleinen Blendenöffnung gebeugt, was insgesamt zu einem unschärferen Bild führt. Nach Ken Rockwells Berechnungen ist es nicht ratsam, eine Blende kleiner als f/8 oder f/11 einzustellen, wenn nicht unbedingt eine große Schärfentiefe erforderlich ist. Ist die Umgebung zu hell für eine offene Blende, empfiehlt sich die Verwendung eines Graufilters.

Um trotz offener Blende alle Bereiche des Bilds scharf zu bekommen, oder wenn die Entfernungsdifferenzen zu groß für die kleinste Blende sind, kann man mehrere Aufnahmen mit verschiedenen Fokuspunkten machen und sie am Computer zu einem Bild zusammensetzen. Das Verfahren nennt man Focus Stacking und es gibt verschiedene Softwarelösungen dafür. Damit alle Einzelaufnahmen exakt denselben Bildausschnitt zeigen, muss die Kamera dafür auf einem Stativ befestigt sein.

Kleinere Blendenzahl → Größere Blendenöffnung → Kleinere Schärfentiefe
Größere Brennweite (bei gleichem Bildausschnitt) → Kleinere Schärfentiefe
Kleinerer Abstand zum Motiv (bei gleicher Brennweite) → Kleinere Schärfentiefe
Größerer Bildsensor → Kleinere Schärfentiefe
Größere Darstellung des Bilds → Stärkerer Effekt geringer Schärfentiefe

Lichtwert

Der Lichtwert beschreibt eine mathematische Beziehung zwischen der Blendenzahl und der Belichtungszeit. Eine Änderung des Lichtwerts um 1 bedeutet eine Halbierung/Verdoppelung der Belichtung. Eine anschauliche Tabelle in der Wikipedia stellt die Stufen der Blende und Belichtungszeit sowie äquivalente Kombinationen dar. Damit lässt sich auch die Belichtungskorrektur der Kamera erklären: Die Einstellung von -1 EV verwendet die halbe Belichtungszeit wie ansonsten von der Automatik berechnet, das Bild wird nur „halb so hell“.

Die ISO-Empfindlichkeit ist übrigens linear anrechenbar. Bei ISO 100 sind bei gleicher Helligkeit doppelt so lange Belichtungszeiten erforderlich wie bei ISO 200 usw. Mit diesem Zahlensystem von „F-Stops“, Belichtungszeiten und Empfindlichkeit kann man schnell erforderliche Korrekturen der Belichtungseinstellungen ausrechnen, wenn aufgrund schlechter Lichtverhältnisse z. B. die erforderliche Belichtungszeit zu lang für ein verwacklungsfreies Bild wäre. Hier noch einmal die Blendenreihe:

Blendenreihe

Ein F-Stop weniger → Doppelte Belichtung (das Bild ist „doppelt so hell“)
Doppelte Belichtungszeit → Doppelte Belichtung
Doppelte ISO-Empfindlichkeit → Doppelte Belichtung
(Diese Effekte können sich gegenseitig ausgleichen.)

Belichtung

Die korrekte Belichtung sorgt dafür, dass der Bildsensor der Kamera genau soviel Licht abbekommt, dass er alle im Motiv vorkommenden Helligkeiten sauber differenzieren kann. Das ist besonders wichtig, da ein CCD- oder CMOS-Sensor einen deutlich kleineren Kontrastumfang als das menschliche Auge hat, also nur kleinere Helligkeitsdifferenzen gleichzeitig erfassen kann. Bei falscher Belichtung sind dunkle Motivbereiche unter- und/oder helle überbelichtet. Bei einer Unterbelichtung kann man versuchen, die dunklen Farben am PC aufzuhellen, da auch bei sehr wenig Lichteinfall bereits Details erfasst werden. Im Gegensatz zu eher nachgiebigem Analogfilm läuft ein digitaler Sensor mit einfallendem Licht rücksichtslos „voll“. Hat ein Pixel einmal den maximalen Wert (z. B. 255 bei 8 Bit Farbtiefe) erreicht, gehen weitere Details in hellen Motivbereichen unwiederbringlich verloren. Das ist der kritische Fall, den es i. d. R. zu vermeiden gilt.

Um allgemein das Überstrahlen von hellen Lichtern zu vermeiden, kann man bei aktivierter Automatik eine Belichtungskorrektur von -⅓ oder -⅔ einstellen. So werden die Bilder insgesamt etwas dunkler, was man bei Kameras mit niedrigem Bildrauschen (z. B. DSLRs bis ISO 200) aber problemlos am PC aufhellen kann.

Hermann Klecker hat eine Belichtungszeiten-Tabelle zusammengestellt, die grobe Anhaltspunkte zur Belichtung verschiedener Motive gibt und grundlegende mathematische Zusammenhänge tabellarisch darstellt.

Ein Tipp zur manuellen korrekten Belichtung von Motiven mit hohem Kontrastumfang: Belichtungskorrektur auf +2⅓ EV stellen und die hellste Stelle mit Spot-Messung ausmessen. Diese Belichtung manuell einstellen und damit das ganze Motiv aufnehmen. So wird nichts überbelichtet. Eine Aufhellung der dunkleren Bereiche ist später am PC möglich, dafür muss das Bildrauschen möglichst gering sein. Dieses Verfahren wird auch „HDR-Aufnahme aus einem Bild“ genannt. (Üblicherweise erhöht man den Kontrastumfang durch mehrere Bilder mit unterschiedlicher Belichtung.)

Unterbelichtung führt nach einer Korrektur zu mehr Bildrauschen in dunklen Bereichen,
Überbelichtung zerstört Bilddetails in hellen Bereichen unwiederbringlich.

Verwackeln

Wird die Kamera während der Aufnahme bewegt, kann das Bild verwackelt, also unscharf sein. Je länger die Belichtungszeit ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, die Kamera in dieser Zeit zu verwackeln. Mit größerer Brennweite wirken sich Erschütterungen zudem stärker aus. Es gilt folgende Faustregel:

Mit einem 100-mm-Objektiv (Kleinbild-äquivalent) darf die Zeit demnach nicht länger als 1/100 Sekunde betragen.

Optische Bildstabilisatoren können maximal etwa 3 Stufen der Belichtungszeit ausgleichen, aus 1/100 s wird dann 1/12 s. Sicherheitshalber sollte man von wichtigen Motiven trotzdem zwei oder drei Aufnahmen machen, das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass eine davon scharf ist. Der Bildstabilisator sollte übrigens nur aktiviert werden, wenn er benötigt wird. Einerseits verbraucht er relativ viel Strom, andererseits kann er selbst wieder leichte Verwacklungen auslösen, wenn die Kamera auf einem Stativ befestigt ist und ansonsten gar nicht wackeln kann.

Die Belichtungszeit sollte den Kehrwert der Brennweite (KB) nicht überschreiten.

Available Light

Es werden nur die am Aufnahmeort verfügbaren Lichtquellen genutzt. Der Blitz muss deaktiviert werden! Dadurch fängt man auf den Fotos die ursprüngliche Stimmung ein und verhindert das „Totblitzen“ des Bilds. Voll- und Programmautomatiken sollte man meiden (bis auf spezielle Low-Light-Programme, nicht aber die Nachtaufnahme, die zu lange Belichtungszeiten einstellt) und bei Zeitautomatik (Av) eine möglichst große Blende mit noch ausreichender Schärfentiefe einstellen, bei Blendenautomatik (Tv) eine möglichst lange noch verwacklungsfreie Verschlusszeit einstellen. Eine optische Bildstabilisierung gibt hier mehr Spielraum.

Um eventuelle Aufnahmefehler (z. B. Verwackeln, Unschärfe, das Motiv hat gerade die Augen zu etc.) zu vermeiden, sollte man möglichst mehrere Aufnahmen desselben Motivs machen. So kann man später die beste auswählen. Hierfür kann die Serienbildfunktion der Kamera nützlich sein. Die Kamera zwischendurch neu fokussieren zu lassen oder den manuellen Fokus neu einzustellen hilft, Fehlfokussierungen mit weiteren Aufnahmen zu korrigieren.

High Dynamic Range (HDR)

Der Kontrastumfang, den eine Kamera in einer Aufnahme gleichzeitig abbilden kann, ist begrenzt. Derzeit liegt die Grenze ohne spezielle Bildsensoren bei ca. 12 Blenden, also einem Kontrastumfang von etwa 4000:1 (212 = 4096). Motive, die sehr helle und sehr dunkle Bereiche enthalten, können in einem Bild nicht vollständig korrekt belichtet werden. Entweder überstrahlen die hellen Bereiche, oder die dunklen versinken im Schwarz. Das Auge ist hier schlauer: Es kann für Bereiche des Blickfelds selektiv die Empfindlichkeit regeln, so dass wir den Eindruck haben, einen höheren Kontrastumfang zu sehen.

Dieser Trick lässt sich auch mit einer Kamera anwenden. Dazu muss das Motiv mehrmals fotografiert werden, und zwar mit unterschiedlicher Belichtung. Einmal so, dass die dunkelsten Stellen gut zu sehen sind, einmal so, dass die hellsten Stellen nicht überstrahlen, und ggf. noch ein paar Belichtungen dazwischen. Man spricht auch von einer Belichtungsreihe. Drei Aufnahmen mit -2, ±0 und +2 EV sind meist ausreichend. Viele Kameras bieten dafür eine Automatik an. Dabei muss die Kamera entweder sehr ruhig gehalten oder auf einem Stativ montiert sein. Ein Computerprogramm kann dann aus den Einzelaufnahmen ein kombiniertes Bild berechnen, das für jeden Bereich auf der Aufnahme basiert, die den Bereich optimal belichtet hat.

Eine gute Bearbeitung fällt dem Betrachter idealerweise gar nicht auf. Er bemerkt nicht, dass alle Bildbereiche gut erkennbar sind, er nimmt das einfach als selbstverständlich hin. (Es sind im Gegenteil eher die falschen Belichtungen, die auffallen, und zwar unangenehm.) Je nach Methode können verschiedene Ergebnisse entstehen. Bei der einfachen Kontrastreduzierung wird der tatsächliche Kontrastumfang auf den des Ausgabemediums herunterskaliert. Das Bild kann dadurch flau wirken, weil auch der lokale Kontrast geringer wird. Beim Tone Mapping wird dagegen der lokale Kontrast erhalten und größere Bildbereiche aufgehellt oder abgedunkelt. Stark übertrieben führt das zum eher unbeliebten „HDR-Effekt“. Ein Mittelweg ist meist die beste Lösung.

Kleinbild-äquivalente Brennweite, Formatfaktor

Da Aufnahmeformat (also Sensorgröße), Bildwinkel und Brennweite über den Strahlensatz zusammenhängen, kann man mit dem Formatfaktor (engl. crop factor) berechnen, welche Brennweite ein Objektiv haben müsste, um auf einem anderen Aufnahmeformat bei gleicher Entfernung zum Motiv den gleichen Bildausschnitt zu zeigen. Als Vergleichsformat wird dabei oft das Kleinbild-Format (KB) mit 36 × 24 mm verwendet, das bei Analogfilm verbreitet ist. Der Formatfaktor berechnet sich durch das Verhältnis der Bildsensor-Diagonalen (oder -Längen) des Kleinbild und des verwendeten Sensors. Für APS-C-Sensoren ergibt sich so ein Wert von ca. 1,6. Ein 50-mm-Objektiv wirkt vor einem APS-C-Sensor also wie ein 80-mm-Objektiv, der sichtbare Bildausschnitt ist entsprechend der Sensorgröße kleiner als bei einem Vollformat-Sensor (KB).

Blitz

Manche Fotografen greifen sofort zum Blitz, wenn ihre Automatik es so will, manche verteufeln den Blitz wegen vermeintlich unnatürlicheren Bildern. Dabei muss man die Sache viel differenzierter betrachten. Moderne Kameras besitzen eine ausgeklügelte Automatik, die den Fotografen von der manuellen Einstellung der Blitzstärke und der resultierenden Bildbelichtung befreit, ohne ihn in seiner Kreativität einzuschränken. Es gibt verschiedene Blitzmodi wie den Aufhellblitz, bei dem das Motiv aufgehellt wird und das Hintergrundlicht trotzdem mit einfließt, es gibt Lang- und Kurzzeitsynchronisation zum Blitzen in hellen Umgebungen oder bei nächtlichen Langzeitbelichtungen, man kann das Motiv direkt vom Blitzgerät oder indirekt durch einen Reflektor wie eine Wand oder eine weiße Decke beleuchten, um harte Schatten zu vermeiden, und man kann mehrere Blitzgeräte in einer Aufnahme verwenden, um gezielt Schatten auszuleuchten oder das Motiv ausschließlich von der Seite anzustrahlen.

Am wichtigsten wird wohl sein, das Motiv nicht „totzublitzen“. Dafür darf der Blitz von der Kamera nicht als alleinige Lichtquelle angenommen werden, sondern nur als Aufhellblitz, wobei die Umgebungsbeleuchtung regulär ausgemessen und die Blitzintensität entsprechend angepasst wird. So verhalten sich DSLRs üblicherweise im Zeit- (Av) oder Blendenautomatikmodus (Tv), aber nicht in der Vollautomatik (grünes Rechteck) und nur eingeschränkt in der Programmautomatik (P).

Wie man mit all den Einstellungen in den einzelnen Situationen richtig umgeht, beschreibt ein Artikel auf dforum.de [leider nicht mehr – man kann dort jetzt ein Buch darüber kaufen] sehr ausführlich mit Beispielfotos und absichtlich falsch gemachten Bildern zum Vergleich. Auf traumflieger.de ist ebenfalls ein sehr ausführlicher Bericht darüber zu lesen (Druckversion, PDF 1,5 MB). Canon hat ebenfalls eine Anleitung zum Umgang mit den Speedlite-Blitzgeräten (PDF 4,6 MB) erstellt, in der die verschiedenen Situationen mit Beispielfotos und Hintergrundinformationen zu verwendeten Aufnahmeparametern, Blitzanordnung usw. erklärt werden.

Farbtemperatur

Die Farbtemperatur gibt an, wie warm oder kalt ein Bild wirkt. Oder andersherum: Die Einstellung der Farbtemperatur bei der RAW-Bearbeitung ermöglicht den Ausgleich verschiedener Lichtquellen wie Glühbirnen, die sehr „warm“ (gelb/orange) wirken, oder indirektes Tageslicht, das eher „kalt“ (blau) scheint. Der Begriff kommt aus der Physik und definiert die Temperatur, die ein sog. planckscher Strahler haben müsste, um ein bestimmtes Licht auszusenden. Eine Kerze erreicht keine hohen Temperaturen und ihr Licht ist entsprechend rötlich bis orangefarben. Glühbirnen werden heißer und erreichen eine Farbtemperatur von ca. 2700 bis 3000 K (Kelvin). Die Sonne strahlt bei ca. 5500 K und Tageslicht vom nördlichen Himmel erreicht über 10 000 K.

Unsere Augen passen sich diesen unterschiedlichen Lichtsituationen automatisch an, indem die Empfindlichkeit aller drei Farbkanäle geregelt wird. So erscheint uns eine Lichtquelle nach einer Weile Anpassungszeit immer einigermaßen „weiß“. Dem Foto fehlt diese Information über die Umgebung und der Betrachter befindet sich wahrscheinlich in einer anderen Lichtsituation als sie am Aufnahmeort herrschte. Außerdem spezifizieren Farbräume, die für die Bildschirmdarstellung und den Papierdruck verwendet werden (sRGB), einen festen Weißpunkt. Dementsprechend müssen Abweichungen im aufgenommenen Bild korrigiert werden, ansonsten hat das Bild tatsächlich einen Rot- oder Blaustich.

Während Kameras die Farbtemperatur des Motivs automatisch erkennen müssen, um das JPG-Bild fertig zu entwickeln, sind in RAW-Bildern noch die ursprünglichen Daten enthalten. Damit lässt sich im RAW-Konverter von Hand die Temperatur einstellen, die einem richtig erscheint. Auf diese Weise kann man bei der Bearbeitung auch den Eindruck eines Bilds absichtlich verändern. Wärmere Farben suggerieren Sonnenlicht und eine wärmere Umgebung.

Mischlicht

Besonders problematisch wird die Bearbeitung allerdings bei Mischlicht. Das entsteht, wenn ein Motiv von mehreren Lichtquellen unterschiedlicher Farbtemperatur beleuchtet wird. Sehr oft ist das eine Glühbirne (ca. 2700 K) und ein Kamerablitz (ca. 6500 K). Wenn verschiedene Motivbereiche von jeweils unterschiedlichen Lichtquellen angestrahlt werden, weicht die Farbe innerhalb eines Bilds so ab, dass manche Bereiche einen Rot- und andere einen Blaustich haben. Das ist dann nur noch sehr aufwändig von Hand zu korrigieren.

Um das Mischlicht beim Einsatz eines Blitz zu vermeiden, muss die Blitzfarbe an die der vorhandenen Beleuchtung angepasst werden. Das geht mit einem Farbfilter, den man am Blitz anbringen kann. Am einfachsten sind dafür Farbfolien, die man passend zuschneiden, falten und in einen Spalt stecken oder am Gerät festkleben kann. Um das Blitzlicht für Glühbirnen anzupassen, braucht man den Filter „LEE 204 Full C.T.O.“. Für Leuchtstofflampen sind andere Farben notwendig. Da die Kamera bei aktiviertem Blitz im Automatikmodus die ursprüngliche Temperatur des Blitzgeräts annimmt, muss der Weißabgleich bei Einsatz einer Filterfolie manuell auf die Zieltemperatur eingestellt werden. (Bei RAW-Aufnahme kann man das auch am PC nachholen.)

Panorama

Es gibt Motive, die auch mit dem stärksten Weitwinkelobjektiv nicht in den Sucher passen. In diesen Fällen kann man mehrere Aufnahmen machen, in denen jeweils nur ein Teil des Motivs abgebildet ist. Statt die einzelnen Bilder jetzt einfach nebeneinander an die Wand zu hängen, kann man sie mit einem Computerprogramm perspektivisch korrekt zu einem großen Bild zusammensetzen. Dabei werden auch Ausrichtungsfehler und unterschiedliche Belichtungen berücksichtigt, so dass sich idealerweise ein stimmiges Bild ergibt, auf dem die Grenzen der Einzelaufnahmen nicht mehr erkennbar sind.

Frühe Softwarelösungen erforderten noch eine manuelle Grobanordnung der Bilder und ein manuelles Markieren von Übereinstimmungspunkten auf jeweils zwei nebeneinanderliegenden Bildern. Heute funktioniert das meistens vollautomatisch, und zwar für beliebig ausgerichtete Bildstapel in mehreren Zeilen und Spalten.

Damit sich die Bilder ohne Abbildungsfehler zusammensetzen lassen, muss die Kamera zwischen den Aufnahmen um einen ganz bestimmten Punkt gedreht werden – auf keinen Fall um den Fotografen herum! Dieser Nodalpunkt befindet sich genau am Brennpunkt des verwendeten Objektivs, also innerhalb der Kamera. Mit speziellen Befestigungen ist es möglich, die Kamera so auf dem Stativ zu befestigen, dass sie sich um diesen Punkt drehen lässt. Bei weiter entfernten Motiven wie Landschaften ist der drohende Parallaxenfehler allerdings so gering, dass ein normales Stativ oder eine sorgfältige freihändige Rotation der Kamera meist ausreicht.

Geo-Tagging

Wo habe ich dieses Bild gleich nochmal gemacht? Wie hieß die Straße wieder? Nein, das war doch in einem ganz anderen Land! – Wie praktisch wäre es, wenn die Kamera nicht nur das Foto aufnehmen würde, sondern auch genau wüsste, wo sie sich befindet, und diese Position in jedem Foto abspeichert. Dann könnte man später einfach auf einer Karte den genauen Aufnahmeort nachschauen.

Es gibt zwar schon Kameras, die genau das tun (vor allem Smartphones, da sie bereits über alle nötigen Sensoren verfügen), aber das Verfahren ist mit allen Kameras möglich, die die exakte Uhrzeit der Aufnahme protokollieren. Für das Geo-Tagging (nicht zu verwechseln mit dem Geo-Caching) benötigt man zwei Geräte: Die Kamera mit eingebauter Uhr und einen GPS-Logger. Letzterer hält eine permanente Verbindung zu den Satelliten und notiert in festen Zeit- oder Ortsabständen die aktuelle Uhrzeit und die genaue Position. Wanderer werden diese Art der Wegaufzeichnung vielleicht kennen. Viele GPS-Handempfänger mit integrierter Kartendarstellung („Navis“) verfügen bereits über eine solche Funktion. Die aufgezeichneten Koordinaten sind dann meist als GPX-Datei verfügbar, einem verbreiteten XML-Dateiformat.

Wieder zuhause lassen sich die Fotos anhand ihres Zeitstempels mit dem aufgezeichneten Track abgleichen und so einem bestimmten Ort zuordnen. Diese Funktion ist in Adobe Lightroom seit Version 4 integriert, ansonsten kann ich das Programm GeoSetter empfehlen. Damit das funktioniert, muss die Kamerauhr aber exakt justiert sein. Die Minuten und Sekunden müssen stimmen (und natürlich auch Stunden und Datum), aber auch die Zeitzone muss bekannt sein, wenn die Kamera auf Lokalzeit eingestellt ist. Die GPS-Satelliten senden jederzeit die aktuelle UTC-Zeit aus, der GPS-Logger weiß also immer, wie spät es ist. Die Kamera kann also einfach vor dem Ausflug auf die Anzeige am GPS-Logger justiert werden. (Diese genaue Einstellung erleichtert übrigens auch die Sortierung von Fotos, die parallel mit mehreren Kameras geschossen wurden.) Hat man diese Einstellung verpasst, kann man nur hoffen, auf einem der Bilder einen Kirchturm oder eine andere genau gestellte Uhr zu finden, um die Abweichung nachträglich zu ermitteln...

Mehr zum Lesen und Lernen

Im Internet findet man mit der Zeit etliche Webseiten, die sich mit technischen Erklärungen und praktischen Anleitungen zum Thema Fotografie befassen.

Ken Rockwell – Everything I Know About Making Pictures
Ken Rockwell erzählt hier (auf englisch) wirklich so ziemlich alles, was man über das Fotografieren wissen kann. Es geht um Kamera- und Objektiv-Bewertungen, allgemeine Hinweise zum Fotografieren, der Motivwahl, Bildeinstellungen (technisch und allgemein), Bildnachbearbeitung, Tipps und Tricks, Kaufberatung und Unterstützung zur eigenen Entscheidungsfindung sowie anderen technischen und allgemeinen Beschreibungen. Hier kann man gerade als Fotografie-Anfänger etliche Tage verbringen und einfach nur interessant geschriebenes Wissen in sich aufsaugen!

Bob Atkins – A singular focus on photography
Bob Atkins erklärt (auf englisch) technische Konzepte der (Digital-)Fotografie wie Bildstabilisierung, die Nutzung der Schärfentiefe, UV-Filter oder RAW-Formate und deren Nutzen, und testet und bewertet Kameras, Objektive und Zubehör (mit einem Schwerpunkt auf Canon-Systemen). Auch hier finden sich für Fotografie-Anfänger viele nützliche Hinweise.

Traumflieger Fotographics: Holen Sie mehr aus Ihrer Canon DSLR!
Stefan „Traumflieger“ Gross widmet sich allen möglichen Themen rund um Canon-Spiegelreflexkameras. Er erklärt fototechnische Grundlagen, testet und Vergleicht Kameras, Objektive und Zubehör (auch von Drittherstellern) und bietet in seinem Online-Shop die passenden Produkte an. Viele Erklärungen sind als Video abrufbar.

Cambridge University - Techniques
Hier zeigt ein Cambridge-Absolvent magische Bilder seiner Universität in besonderen Lichtsituationen und beschreibt (auf englisch) einige der dabei verwendeten Techniken wie die Darstellung sehr großer Schärfentiefe, dynamischem Kontrastumfang oder zusammengesetzten Panoramen. Des Weiteren werden Tutorials zu vielen Themen der (Digital-)Fotografie angeboten, die u. a. Lichtreflexe in Objektiven, den Umgang mit Histogrammen oder dem Weißabgleich oder die Farbwahrnehmung erklären.

Pentax - Tipps und Workshops
Pentax, u. a. Kamera- und Fernglashersteller, stellt hier einige Workshops (auf deutsch) bereit, die den Umgang mit verschiedenen Alltags-Situationen erklären und hilfreiche Tipps für bessere Fotos geben. Hier gibt es viel Gelegenheit zum Ausprobieren und Üben.

How to take great photos of your kids
Blog article by Tara Cain.

You Are My Wild
A weekly portrait project that brings together 14 photographers to document how they see their children.

Hier geht es weiter zu den Bildern: